australische Kunst

australische Kunst
australische Kunst,
 
1) die zum Teil noch lebendige Kunst der Australier; 2) die seit dem 19. Jahrhundert in Anlehnung an europäischen Stilrichtungen entstandene Kunst der Einwanderer.
 
 
Die ersten bedeutenden Bauten errichtete Francis Howard Greenway (* 1777, ✝1837) ab 1816 in Sydney, u. a. den Macquarieleuchtturm (1818) und die Kirche Saint James (1819). Sie sind ebenso wie die öffentlichen Gebäude von John Lee Archer (* 1791, ✝ 1852) dem georgianischen Stil verpflichtet. John Verge (* 1782, ✝ 1861) orientierte sich bei seinen Landhäusern an englischen Vorbildern im Regencystil. James Blackburn (* 1803, ✝ 1854) griff im Kirchenbau Elemente der normannischen Architektur auf, bei öffentlichen Gebäuden folgte er dem Greek revival. Im Stil des Gothic revival erbaute James Hume (tätig zwischen 1837 und 1841) die Saint Andrew's Cathedral in Sydney (1837). Maßgeblich beteiligt an der Verbreitung dieses Stils war Edmund Blacket (* 1817, ✝ 1883), der das Hauptgebäude der Universität in Sydney errichtete. Zu den wichtigsten Werken des Gothic revival gehört auch die Saint Patrick's Cathedral (1865) in Melbourne von William Wardell (* 1823, ✝ 1900). Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstanden zahlreiche Backsteinbauten im Queen-Anne-Stil, besonders in Perth.
 
Ab 1913 wurde die Stadt Canberra nach dem Plan des amerikanischen Architekten Walter Griffin (* 1876, ✝ 1937) angelegt, der u. a. auch die Universität (1917) und das Capitol Theatre (1924) in Melbourne entwarf. Zu den bedeutendsten neueren Architekten gehören Sydney Ancher (* 1904), der als einer der ersten den internationalen Stil in Australien einführte, und die mit ihm in einer Architektengemeinschaft verbundenen Bryce Mortlock (* 1921), Stuart Murray (* 1926) und Kenneth Woolley (* 1933), weiterhin Collin Madigan (* 1921), H. Seidler, Peter McIntyre (* 1927), Bruce Rickard (* 1929), J. Andrews, zu dessen neuesten Bauten das Convention Centre Darling Harbour in Sydney (1989) und das World Congress Centre and Eden on the Yarra Hotel in Melbourne (1989) gehören, und Philip Cox (* 1939). Internationale Anerkennung fand der Entwurf des dänischen Architekten Jörn Utzon (* 1918) für das Opernhaus in Sydney (1973 eröffnet). C. Madigan erbaute in Canberra die Australian National Gallery (1981) und das New Parliament House auf dem Capital Hill (1988 eingeweiht). H. Seidler, mit Hochhäusern in Sydney, Brisbane und Perth als australischer Spezialist für Turmbauten bekannt, errichtete u. a. drei zum Wahrzeichen Sydneys gewordene Geschäftshochhäuser: Australia Square Tower (1967), M. L. C.-Tower (1978) und Grosvenor Place Tower (1988). Sein neuester Büroturm, der den Weg zur ökologischen Hochhausarchitektur weist, ist der Capita Tower in Sydney (1989); als sein bedeutendstes urbanistisches Projekt gilt die Neugestaltung des ehemaligen Hafenviertels ebenda (Darling-Harbour-Überbauung, 1988).
 
 
und Plastik: Besondere Bedeutung wurde stets der Landschaftsmalerei beigemessen. Ihre ersten namhaften Vertreter sind John Glover (* 1767, ✝ 1849) und Conrad Martens (* 1801, ✝ 1878). T. Roberts verarbeitete in seinen Bildern Einflüsse der Freilichtmalerei und des Impressionismus und sammelte in der Heidelberg School gleich gesinnte Maler wie F. McCubbin, A. Streeton und Charles Conder (* 1868, ✝ 1909) um sich. Einflussreich war auch das Wirken Julian Ashtons (* 1851, ✝ 1942) und seiner Schule. Viele australische Maler studierten in Europa, v. a. in London und Paris, so John Russell (* 1858, ✝ 1931), der van Gogh nahe stand, Rupert Bunny (* 1864, ✝ 1947), der von den Nabis beeinflusst wurde, und George Lambert (* 1873, ✝ 1930), der auch als Bildhauer erfolgreich war.
 
Auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts war die Landschaftsmalerei dominierend. G. R. Drysdale schlug eine romantisierende Richtung ein, Albert Tucker (* 1914) und Arthur Boyd (* 1920, ✝ 1999) verliehen ihren Bildern einen sozialkritischen Akzent. S. R. Nolan konnte sich auch in Europa durchsetzen und machte sich als bedeutendster zeitgenössischer Maler Australiens einen Namen. Porträts mit karikativen Zügen kennzeichnen das Schaffen von W. Dobell. In der abstrakten Kunst gingen seit den 40er-Jahren wesentliche Impulse von den Malern Ian Fairweather (* 1891, ✝ 1974), Godfrey Miller (* 1893, ✝ 1965), John Passmore (* 1904), John Olson (*1928) und Brett Whiteley (* 1939, ✝ 1992) sowie von den Bildhauern Lyndon Dadswell (* 1908) und Norma Redpath (* 1928) aus. Eine Sonderstellung nimmt Leonard French (* 1928) mit seinen religiösen Bildern ein. Neben Einflüssen der europäischen und der amerikanischen Kunst verarbeiten v. a. junge Künstler Anregungen der nahen asiatischen und pazifischen Kulturen.
 
 
Documents on art and taste in Australia. The colonial period 1770-1914, hg. v. B. Smith (Oxford 1975);
 B. Smith: Place, taste and tradition. A study of Australian art since 1788 (Oxford 1979);
 A. Bradley u. T. Smith: Australian art and architecture (Oxford 1980);
 R. Haese: Modern Australian art (New York 1982).

Universal-Lexikon. 2012.

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